Lass es darauf ankommen…

Wenn du einmal auf eine heiße Herdplatte gefasst hast, dann wirst du es sicherlich nicht noch ein zweites Mal tun. Denn du kennst den Schmerz, der dich erwartet. Wenn ein anderer hingegen, dir sagt, dass die Herdplatte heiß ist, so dass du dich verbrennen wirst und du selbst aber noch keine Erfahrungen gemacht hast, gibt es zwei Alternativen: Entweder du vertraust der Person oder lässt es darauf ankommen und überzeugst dich selbst davon. Sicherlich hängt ein Großteil deiner Entscheidung davon ab, ob du der anderen Person generell traust und was für Argumente diese hat. Als Kind haben wir oftmals Warnungen nicht ernstgenommen. Wenn Mama sagte, dass man nicht auf den Knopf drücken soll, dann hat man es nach einiger Zeit gemacht. Aus reiner Neugierde. Man wollte wissen, was dann passieren würde, man hat es darauf ankommen lassen. Wenn unsere Kindheit allerdings bereits hinter uns liegt, dann ist diese Tollkühnheit in den meisten Fällen abgeschwächt, fast schon verschwunden. Wenn jemand uns warnt, dann nehmen wir diese Warnung meistens ernst, gerade wenn sie von einer Person kommt, der wir trauen. Der wir vertrauen. Einerseits ist das gut, denn wir umgehen so gefährliche Situationen. Aber auf der anderen Seite lassen wir uns auch beeinflussen. In unserer Meinung. In vielen kleinen Situationen. Wenn ich mit meiner Schwester zusammen esse und sie nach dem ersten Happen das Gesicht verzieht, dann schmeckt mir das Essen garantiert schlechter, als wenn ich neutral etwas probiert hätte. Denn dann habe ich bereits die Meinung meiner Schwester im Unterbewusstsein. Und halte sie, aufgrund meines Vertrauens in ihren Geschmack, für richtig. Für so richtig, dass ich denke die Gleiche haben zu müssen. Und das beeinflusst mich in meinem Geschmack. In meiner Meinung. Aber manchmal muss man sich einfach frei machen. Frei von anderen Meinungen, frei von anderen Urteilen. Man muss neutral an eine Sache herangehen und selbst ein Urteil fällen, welches lediglich auf der eigenen Erfahrung basiert.

10 Gedanken zu “Lass es darauf ankommen…

  1. Ja es ist sehr wichtig seine eigenen Erfahrungen zu machen und und sich seine eigenen Meinung zu bilden. Das Gehirn lernt ohne Erfahrung nicht. Das ist einfach so. Deswegen bin ich der Meinung einfach mal handeln, denken und fühlen wie man es selbst möchte. Man sollte sich immer fragen, ob das was mein Gegenüber sagt, oder wie er handelt auch dem entspricht, wie ich es möchte. Sehr schön geschrieben 🙂

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    1. Danke dir! Manchmal hat ein anderer auch einfach andere Interessen, einen anderen Geschmack oder sonst was. Letztendlich bist du es, die mit einer solchen Entscheidung leben muss und für die sich etwas durch die Entscheidung gegebenenfalls verändert, sodass du sie allein treffen solltest.
      Liebe Grüße und eine schöne Woche wünsche ich dir noch!
      moteens

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  2. Das eigene Urteilsvermögen wird oft von außen zumindest abgeschwächt. Je mehr kommt es darauf an, auf seine Erfahrung zu vertrauen und das Bauchgefühl, seine Intuition mitreden zu lassen.
    Kennst Du das, wenn ein Freund zu Dir sagt: „Lass die Finger von ihr/ihm, sie/er tut Dir nicht gut…“ Oder einfach dieser belehrende Unterton „Als Dein Freund würde ich Dir raten…“
    All das macht es uns noch schwerer.
    Manchmal fällt man auf die Nase, ja. Aufstehen, Blut abwischen, weitergehts, eine weitere Erfharung gemacht…
    Liebe Grüsse
    Thomas

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    1. Du triffst es. Es ist schön die Meinungen der Anderen zu kennen und sie vielleicht auch in die eigene Entscheidung mit einfließen zu lassen. Aber letztendlich ist es unsere Entscheidung, die wir alleine treffen sollten.

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  3. Marcello Francé

    “Wenn du einmal auf eine heiße Herdplatte gefasst hast, dann wirst du es sicherlich nicht noch ein zweites Mal tun.“
    Sorry, der musste sein: https://xkcd.com/242/ Unterschied zwischen Normalsterblichen und Wissenschaftler 😀

    “Man muss neutral an eine Sache herangehen und selbst ein Urteil fällen, welches lediglich auf der eigenen Erfahrung basiert.“ Ok, du bist also die hardcore-Empiristin: https://de.wikipedia.org/wiki/Empirismus

    Finde ich nicht unbedingt. Erstens können unsere eigenen Erfahrungen uns täuschen. Vielleicht merken wir gar nicht, dass die Herdplatte heiß ist, weil wir an kongenitaler Analgesie (angeborener Schmerzunempfindlichkeit) leiden. Verbrennen werden wir uns trotzdem. Ok, dieses Beispiel mag jetzt etwas weit hergeholt sein, aber nur prinzipiell.

    Außerdem kann man, insbesondere in der heutigen Zeit, gar nicht mehr alles überprüfen und dann ein Urteil fällen. Deswegen sollte man nicht einfach alles unreflektiert übernehmen, aber wenn man ein Bericht von Transparency International zur weltweiten Korruption durchliest, muss man einfach hoffen, dass das in etwa stimmt, wie sollte ich das empirisch überprüfen?

    Das mit dem Essen könnte auch daran liegen, dass es verdorben ist. Quasi ein Schutzmechanismus- kommt in der heutigen Gesellschaft glücklicherweise nicht mehr so oft vor, aber war sicher sinnvoll. Wenn du also daraus schließt: “Nicht essen!“ , hätte dir das vielleicht damals das Leben gerettet (und nicht durch Erfahrung, sondern durch theoretische Schlußfolgerung.).

    Außerdem kann man schon deswegen nicht neutral an Urteile herangehen, weil ja unsere mitmenschliche, natürliche Umwelt, unsere Gene und unsere Wahrnehmung ja auch nicht neutral sind.
    Selbst uns selbst gegenüber sind wir nicht neutral, z.B. Essen: Wenn wir schon total überfressen sind, wird weiteres Essen nicht mehr so gut schmecken wie dann, als wir noch hungrig waren. Und wenn wir Blumen nach Schönheit der Farbmustern sortieren, dann ist das nicht nur nicht neutral (Geschmacksfrage), sondern auch unvollständig (Bienen würden bspw. auch UV-Licht in die Bewertung miteinfließen lassen).

    Auf der anderen Seite kann man mit bloßem Denken auch nichts anfangen.
    Vielleiht fasste das daher am besten Kant zusammen: „Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“

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    1. Der Text soll keineswegs aussagen, dass man niemandem vertrauen soll und alles selbst ausprobieren soll. In jedem Fall bin ich der Meinung, dass das Vertrauen in andere Menschen und deren Erfahrungen ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft, unseres Lebens ist. Ich selbst springe auch nicht vom Hochhaus, nur um zu überprüfen, ob es tatsächlich tödlich ist.
      Genauso vertraue ich im Wesentlichen den Medien und deren Informationen, sowie den Lehrern in der Schule. Mir geht es nicht um solch große Sachen, sondern vielmehr um die kleinen Dinge im Alltag. Wenn man zu vorsichtig ist und deshalb immer den Rat anderer Personen einholt, dann ist das auf Dauer nicht gut. Denn die eigene Meinung gerät dabei in den Hintergrund. Deswegen ist es wichtig, dass man beispielsweise seine Klamotten selbst aussucht und auch mal etwas kauft, was andere vielleicht nicht ästhetisch finden. Man kauft es nämlich für sich, um seinen eigenen Geschmack zu stärken. Es gibt Leute, die Angst haben ihre Meinung zu sagen. Früher habe ich zu vielen Dingen „Ist mir egal“ gesagt, einfach weil ich unschlüssig war und Angst hatten etwas falsch zu machen. Auch bei ganz banalen Dingen im Alltag. Ob es darum ging, welches Getränk ich wollte oder welches Essen ich in einem Restaurant bestellte. Immer habe ich die Anderen gefragt. Aber die können/sollten so was meiner Meinung nach nicht entscheiden. Wenn ein Gericht empfohlen wird, dann ist das schön, aber die Entscheidung über die Bestellung liegt letztendlich bei mir und ich sollte sie auch treffen, denn letztendlich werde ich das Gericht essen.

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