Sprachbarriere…

Unzählige Male habe ich mir bereits gewünscht, dass alle Menschen die gleiche Sprache sprechen würden. Eine einzige. Und die wäre weltweit vertreten. Wir könnten uns alle ohne weiteres verständigen. Es gäbe keine Sprachbarriere. Aber das ist Wunschdenken. Leider.

Ich weiß, dass Sprachen eng mit der Kultur eines Landes zusammenhängen, aber irgendwie verbindet sie nicht nur. Sie grenzt auch aus. Und ich fühle mich manchmal deswegen unwohl. Wenn um mich herum andere Sprachen gesprochen werden, dann empfinde ich ein Gefühl des Nichtwissens. Ich bin von Natur aus neugierig. Möchte alles und jeden einordnen können. Ich möchte alles um mich herum im Griff haben oder es wenigstens einschätzen können. Um jemanden einschätzen zu können muss ich ihn verstehen können. Mir ist aufgefallen, dass ich oftmals gar nicht weiß, ob die Leute in einer, mir fremden, Sprache zum Beispiel streiten oder über´s Essen reden. Und das macht mich unsicher.

Diese Gedanken schwirren innerhalb von noch nicht einmal einem Bruchteil einer Sekunde in meinem Kopf herum und beeinflussen meine Gefühle. Und oftmals lässt mich dieses Gefühl, dass ich eine Situation oder jemanden eben nicht einschätzen kann, unwohl werden. Und durch dieses Unwohlsein entwickelt sich ein Gefühl der Fremde. Und Fremdes macht mir oftmals Angst.

Natürlich ist das alles sehr extrem ausgedrückt und wahrscheinlich lässt sich dem auch einfach entgegensteuern, wenn ich auf die jeweiligen Menschen zugehen würde. Aber das ist nicht immer möglich. Es sind schließlich Alltagssituationen. Eine Situation könnt ihr hier nachlesen. Und nicht nur im Alltag begegnen mir diese Situationen. Letztes Jahr (wie weit weg das doch klingt) war ich beispielsweise im Urlaub. In dem Hotel waren eigentlich fast ausschließlich Franzosen. Und die konnten leider kein Englisch oder Deutsch sprechen. Man hat sich mit Händen und Füßen verständigt und mit den Bruchteilen französisch, die ich eben aus der Schule kannte. Und man konnte eine Verbindung herstellen. Aber letztendlich hat die Sprachbarriere auch immer wieder gestört. Und gehindert.

Sprachen verbinden eben nicht nur, sie können auch Abstand schaffen. Und das finde ich so schade. Warum können alle verdammt noch mal nicht dieselbe Sprache sprechen? Es wäre so viel einfacher. Einfach alles.

22 Gedanken zu “Sprachbarriere…

  1. Ich finde Sprachen faszinierend. Wenn ich eine höre, die ich nicht kenne werde ich auch neugierig. Aber Angst macht mir das gar nicht. Ich habe gestern zB zum ersten Mal bewusst Kurdisch gehört und konnte es überhaupt nicht einordnen.
    Was mich so fasziniert ist, wie fähig oder unfähig zur Artikulation bestimmter Laute wir werden, je nachdem mit welcher Sprache wir aufwachsen. Ich gebe Deutschhilfe in einem Flüchtlingsheim, da hat jede Nationalität mit anderen deutschen Lauten zu kämpfen.
    Ich hätte neben den regionalen auch gern eine Universalsprache, es würde vieles vereinfachen.

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    1. Wenn ich jemanden eine fremde Sprache sprechen höre, macht es mir auch nicht sofort Angst. Allerdings stört mich, dass ich die Leute nicht verstehen kann. Und da ich gerne alles unter Kontrolle habe, führt das bei mir dazu, dass ich mich unwohl fühle. Ausgegrenzt irgendwie. Die Distanz zu den Menschen ist größer, weil zwischen einem diese Sprachbarriere liegt, die unüberwindbar scheint.

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      1. Ach, mit Hand und Fuß kann man sich schon verständigen. Aber ich war von klein auf mit Kindern zusammen, die anders sprachen, vielleicht sehe ich es deshalb lockerer.
        Manchmal muss man einfach wieder mehr Kind sein und einfach machen ohne gross nachzudenken.

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  2. Es gibt schon einige Universalsprachen, Esparanto, Volapük, Ido. Im Grenzgebiet Deutschland, Belgien, Niederlande gab es von 1816 bis 1919 das Gebiet Neutral-Moresnet, rund um ein Erzvorkommen. Ab 1907 versuchte Wilhelm Molly († 1919), der Chefarzt der Erzgrube, in Neutral-Moresnet den ersten Esperanto-Staat der Welt mit Namen Amikejo (Esperanto für Ort der Freunde) auszurufen.

    Eine völkerverbindende Universalsprache setzt sich zum Glück nicht durch, weil die verschiedenen Spraxcchen auch eine jeweils unterschiedliche Sichtweise auf die Welt mit sich bringen. Das anzugleichen wäre kulturelle Verarmung und ein zu hoher Preis, um Touristen den Kontakt mit Fremden zu erleichtern.

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    1. Das ist echt interessant! Ich habe mal von so einer Sprache gehört, die sich aber nicht durchsetzten konnte. Allerdings hatte ich keine Ahnung, dass es schon so viele gab.

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      1. Marcello Francé

        Eine Universalsprache! Dieser Traum ist alt und gescheitert. Defacto kommt man mit Englisch, Mandarin, Hindi, Arabisch Französisch und Spanisch ziemlich weit rum in der Welt, wenn auch nicht überall. Aber Sprachen sind auch immer eine Weise sich auszudrücken, und das können unterschiedliche Sprachen bei unterschiedlichen Anschauungen unterschiedlich gut. Ich bin zweisprachig aufgewachsen- v.a. als Kind habe ich auch so geredet- halb in der einen, halb in der andern Sprache. Je nachdem was zuerst einfällt oder meine Gedankengänge passender beschreibt. Aber ich verstehe den Punkt mit der Ausgrenzung, das ist tatsächlich sehr bedauerlich. Ein Problem ist auch, dass viele Wörter und Begriffe sich nicht übersetzen lassen, weil sie gewisse Anschauungen darstellen. Wir haben auch im Unterricht darüber gegrübelt, außerdem kenne ich das auch von zu Hause (meine Mutter arbeitet als Dolmetscherin und Übersetzerin). Beispiele für solche deutsche Wörter, die daher in Fremdsprachen übernommen wurden: Blitzkrieg, abseiling, Gemütlichkeit oder rucksacki im Japanischen… Im bayrischen unübersetzbar ist bspw. der Begriff: Mei. Oder das italienische Boh! Diese wiederum sind sogar tw. deckungsgleich (aber nur tw.!)http://www.sueddeutsche.de/kultur/unuebersetzbare-woerter-sagt-sich-so-leicht-1.1644661-3 Fazit: Also, tja mei.

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      2. Da kann ich dir nicht widersprechen. Die Inuit haben beispielsweise viel mehr Wörter für Schnee und Eis, als wir in Europa. Wozu sollten wir sie auch benötigen. Die Sprache passt sich der Kultur an.
        Ach und ich finde es großartig, wenn Kinder zweisprachig aufwachsen. Ich habe mir selbst so oft im Englischunterricht gewünscht, dass ich zweisprachig aufgewachsen wäre. 😉

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    1. Ein ehemaliger Lehrer von mir hat mal erzählt, dass dieser Gedanke eine Weltsprache zu haben, bereits festen Bestand in der Gesellschaft und in der Politik hatte. Deshalb wurde eine neue Sprache erschaffen. Von allen Sprachen wurde das Einfachste eingebracht. Allerdings hat die sich nie durchgesetzt und ist irgendwie in Vergessenheit geraten. Aber wir hatten einen Lehrer an der Schule, der diese Sprache wohl fließend gesprochen hat.

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  3. Dark Owl

    Wenn alles so einfach wäre, was wäre dann.
    Ich finde es interessant, andere Sprachen kennen zu lernen, andere Kulturen. irgendwie und das eher finde ich sehr fazinierend versteht man sich irgendwie, ob mit Gestik oder anderen Dingen. In anderen Ländern schätzt man Gastfreundschaft sehr hoch und manchmal wünsche ich mehr das manche Dinge hier auch so wären

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    1. Es ist immer wieder einer Herausforderung, der man sich eben stellen muss. Ich lerne gerne neue Leute kennen und auch neue Kulturen. Es ist nur irgendwie so schade, dass es durch die verschiedenen Sprachen ziemlich schwer ist. Man kann sich nicht ganz so leicht verständigen. Ich erlebe tagtäglich eigentlich eher Positives in Bezug auf die Gastfreundlichkeit beispielsweise gegenüber Flüchtlingen. Das Negative lese ich nur in der Zeitung um ehrlich zu sein. In meinem Umfeld sind viele sehr engagiert und hilfsbereit. man versucht eine Verbindung aufzubauen durch Veranstaltungen zum Beispiel. Aber die Sprache ist oftmals ein Hindernis. Natürlich sprechen viele Englisch, aber ebenso viele auch leider nicht. Und für oberflächliche Kommunikation reichen die Hände und Füße aus, aber sie reichen nicht für tiefgründige, ernstere Gespräche. Und das ist irgendwie so schade.

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      1. Dark Owl

        Es ist schade, aber keiner kann es ändern 😉 Klar wäre es schön, jeden zu verstehen. Aber ehrlich muss ich sagen, dass auch Menschen in der eigenen Sprache nicht mal mächtig dazu sind tiefgründige Gespräche zu führen 😉

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  4. Seh das auch etwas anders. Ich verstehe den Spruch „Fremdes macht mir oftmals Angst“. Aber genau DAS ist der Punkt. Er kommt aus unseren Urzeiten, wo Fremdes oftmals bedeutete, dass es eine Frage des Überlebens war. Dieses Programm haben wir noch in uns, ohne es verhindern zu können. Jedoch haben wir heute andere Lebensbedingungen, UND VOR ALLEM haben wir die Möglichkeit entwickelt, diese Angst zu überprüfen. Was jedoch nicht einfach ist, und für Manche Überwindung kostet.
    Man überlege sich nur, wie oft wir etwas nicht verstehen, sei es akkustisch oder verständnismäßig. Aber wir haben die Möglichkeit es zu ergründen, und so zu überprüfen, ob eine Gefahr besteht. Es wäre ja auch zu absurd, wenn wir heute noch wegen allem, was wir nicht verstehen, weglaufen würden. Unsere Möglichkeiten und v.a. unsere Intelligenz machen anderes möglich. Und so versuchen wir Verbindung zu dem aufzubauen, was wir nicht verstehen, und es stellt sich möglicherweise heraus, dass dasjenige, was wir nicht verstehen, uns sogar entspricht.

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    1. Das hast Du schön ausgeführt. Natürlich kann man bei einigen Sachen nachfragen, aber das meiste passiert ja unterbewusst. Als ich letztens in der Stadt war, habe ich um mich herum keinen verstanden. Und in dem Moment fand ich das irgendwie total ungewohnt und ich kam mir fremd vor. Das heißt nicht, dass ich sofort Angst hatte. Dieses Gefühl wäre dann eingetreten, wenn etwas Unerwartetes passiert wäre. Und vielleicht muss ich mich in meinem Ausdruck verbessern. Nicht das Fremde an sich macht mir direkt Angst, sondern vielmehr die Gefahren, die es in sich bergen könnte. Es ist immer diese Ungewissheit, die mich ängstlich werden lässt. Vielleicht ein Urinstinkt, vielleicht einfach nur Vorsicht.

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      1. Ich weiß, was du meinst. Es geht letztlich jedem so. Es liegt halt an jedem Einzelnen selbst, einem solchen Urinstinkt zu widerstehen, bzw. dem Unterbewussten, und auch mal die Verbindung zum Unbekannten zu suchen

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  5. kinder unlimited

    Ich sehe das ganz anders. Es macht neugierig auf andere Kulturen, deren Denken, deren Leben. Was kann man da für sich finden? Was läuft im eigenen Leben nicht so rund? Man sieht sich nicht mehr im Zentrum dieser Erde! Es ist ja nicht nur die Sprache, die anders ist!

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    1. Erst einmal danke, dass du so viel immer kommentierst 🙂
      Wenn ich das mit Abstand betrachte, dann sehe ich das auch so wie du. Es ist nur so, dass ich in den Alltagsmomenten die fremde Sprache eher als Hindernis und nicht als Chance. Ich habe bereits fünf Sprachen in meinem Leben angefangen zu lernen. Und immer was es total faszinierend mehr über die Kultur dahinter zu erfahren. Aber das kann man ja nicht im Alltag. Wenn man eine Sprache dann besser kennt, dann klingt sie auch nicht mehr fremd. Aber man selbst ist dann irgendwie fremd. Oder fühlt sich zumindest so. Wenn man mit zwei Menschen in einem Raum ist und beide eine andere Sprache sprechen, dann fühle ich mich ausgegrenzt oder besser gesagt nicht mit einbezogen. Dadurch, dass diese Sprache eine Distanz schafft.

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